Sind Genossenschaften die Lösung für neues Wirtschaften?

In der Schweiz gibt es ungefähr 8300 Genossenschaften, weltweit sind es rund drei Millionen mit ungefähr einer Milliarde engagierten Menschen als Genossenschafter*Innen. Sowohl in Deutschland, Italien als auch der Schweiz gibt es eine Zunahme an Genossenschaften. Doch obwohl die Anzahl an Genossenschaften in den letzten Jahren angestiegen ist, ist die Zahl genossenschaftlicher Neugründungen im Vergleich zu anderen Rechtsformen in der Schweiz eher gering. Dies erstaunt mich, denn gemäss dem Schweizer Genossenschaftsmonitor 2020 konnten Genossenschaften immer dann prosperieren, wenn der Wirtschaftskontext als volatil und unsicher galt. Darüber hinaus helfen sie die Sustainable Development Goals zu erreichen. Im Windschatten der Megatrends Neo-Ökologie und New Work müssten Genossenschaften daher nach meiner Einschätzung stark florieren.

Die momentane Krise zeigt klar, dass es nicht wie gehabt weiter gehen kann. Immer deutlicher wird dabei, dass sich die Wirtschaft in Richtung einer neuen Sinn-Ökonomie transformieren muss. Gemäss dem Zukunftsinstitut fokussiert die Wirtschaft von morgen auf Nachhaltigkeit, Postwachstum und Gemeinwohl. Der Wohlstand von morgen beruht sowohl auf neuen Werten als auch einem neuen Begriff von Wachstum. Hier kommt die Genossenschaft ins Spiel:

  1. Sustainable Development Goals: Wir stehen vor massiven gesellschaftlichen Herausforderungen: wankende Demokratien, Klimakrise, Energie, Migration und vieles mehr. Wir sollten also auch auf gesellschaftlicher Ebene ein Umdenken erwirken, welche echte Transformation ermöglicht. Genossenschaften gehen viele dieser Themen im Kleinen und Grossen dezentral und lokal verankert, unternehmerisch und durchaus innovativ an. Sie sind das Modell für nachhaltiges Wirtschaften und solidarisches Handeln und leisten dadurch einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Sustainable Development Goals.
  2. Purpose Driven: Während viele Unternehmen zurzeit krampfhaft nach ihrem Purpose suchen, ist dieser Zweck bei Genossenschaften per se schon gegeben. Sie hat nicht als primäres Ziel Gewinnmaximierung, sondern einen sinnvollen Zweck zu erreichen und damit zu einer besseren Welt beizutragen. Geld ist dabei Mittel zum Zweck und der Zweck dient der Förderung und Unterstützung ihrer Inhaber.
  3. Starke Partnerschaften: Geraden in Krisenzeiten können starke Kooperationen über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Genossenschaften zeichnen sich nicht nur durch eine hohe Identifizierung der Mitglieder, sondern auch durch eine hohe Kooperationsbereitschaft mit ihren direkten Stakeholdern und der Bevölkerung aus. Genossenschaften können dadurch sowohl ihren Mitgliedern als auch der Wirtschaft selbst Stabilität verschaffen.
  4. Neues Arbeiten: Immer mehr Menschen und Unternehmen experimentieren mit Formen von Neuem Arbeiten und beschäftigen sich mit der Frage, was das passende Mindset und Toolset dazu ist. Dabei versuchen sich auch immer mehr Unternehmen im Hinblick auf Selbstorganisation. In der Genossenschaft gelten u.a. Werte wie Gemeinschaft, Solidarität, Selbsthilfe und Selbstverantwortung. Bei diesen inneren Unternehmenswerten steht die direkte Demokratie und ein klar definiertes Mitbestimmungsrecht (Kopfstimmprinzip) im Zentrum. Alle haben eine Stimme, unabhängig davon, wie viele Anteile er oder sie hält. Es gibt somit keine dominierenden Mehrheitsgesellschafter. Es scheint also, dass gerade die Genossenschaft mit diesen eben genannten Rahmenbedingungen gute Voraussetzungen für ein echtes Miteinander und womöglich auch Selbstorganisation schafft.

Das Wirtschaftssystem wird zum Wertesystem.

Zugegeben, die bürokratischen Strukturen einer Genossenschaft wirken eher verstaubt und auf den ersten Blick hat man nicht das Gefühl, dass hier innovatives Potential vorhanden ist. Auch berichten junge Genossenschaften, die am Markt operieren müssen, dass die bürokratischen Strukturen einer Genossenschaft teilweise herausfordernd sind, benötigt es doch oft auch schnelle Entscheidungen – sich in diesem Spannungsfeld zu bewegen, will geübt sein. In einer Gesellschaft aber, in der nicht nur junge Menschen immer mehr nach Sinnhaftigkeit und partizipativen Formen suchen, Profitmaximierung nicht mehr über allem steht, und wir als Gesellschaft viele Herausforderungen lösen müssen, macht es durchaus Sinn, auch die Möglichkeit von alternative Organisations- und Rechtsformen wie Genossenschaften zu prüfen. Denn wer nach einer demokratischen und partnerschaftlichen Kultur sucht und eine Veränderung auf Organisationsebene anstrebt, darf sich durchaus mit dem Genossenschaftsmodell auseinandersetzten. Es gilt darüber hinaus als nachhaltige Lösung für viele aktuelle Herausforderungen.

Wollen auch Sie sich mit Ihrem Beitrag zu den Sustainable Development Goals, Ihrem Purpose und Neues Arbeiten beschäftigen, dann melden Sie sich bei mir unter mail@zachariah.ch. Gerne helfe ich Ihnen, Ihre Organisation sinn.voll zu gestalten.